Fährkreuzfaht von Cádiz nach Las Palmas

Tipps und Infos

Stand Januar 2018. Selbst erlebt – somit subjektiv und ohne Gewähr.

Buchung

Solche Touren buchen sich dann doch ein klein wenig schwerer als Citywochenenden in London bei Expedia. Fährportale wie Direct Ferries oder A Ferry geben zwar immer einen ersten Überblick, die Buchung hat aber in diesem Fall nicht darüber funktioniert. Auf der Seite der Fährgesellschaft Trasmediterranea direkt ging’s dann aber problemlos und schnell. Einige Informationen, u. a. zum genauen Reiseplan mit den Zeiten der Zwischenstopps, zur Kabinenbelegung oder zum Check-in sind allerdings auch dort im Buchungsprozess schwer zu finden oder fehlen ganz. Auch die erfreuliche Tatsache, dass der Ticketpreis Vollpension an Bord inkl. einem Bier oder alkoholfreiem Tischgetränk enthält, wird komischerweise verschwiegen.

Insgesamt schlägt die einfache Reise von Cádiz nach Santa Cruz de la Palma mit drei Übernachtungen in einer Vierbettinnenkabine zur Alleinbenutzung und Vollpension mit 320,- € zu Buche (Nebensaisonpreis).

Reiseroute

Die Fähre verlässt Cádiz am späten Dienstagnachmittag Richtung Kanaren und steuert nach einem Tag auf dem Atlantik am späten Mittwochabend zunächst Arrecife/Lanzarote an. Von dort geht es nach Las Palmas/Gran Canaria, das am Donnerstagvormittag erreicht wird. Über Mittag erfolgt die kurze aber sehr reizvolle Überfahrt nach La Palma/Teneriffa. Von dort legt das Schiff um Mitternacht zur letzten Etappe ab, die am folgenden Freitagmorgen gegen acht Uhr in Santa Cruz/La Palma endet.

Die Rückreise startet am Freitagnachmittag und führt über Teneriffa, Gran Canaria und Fuerteventura (Puerto del Rosario) nach Lanzarote und von dort zurück nach Cádiz, das am Montag erreicht wird.

Der genaue Fahrtverlauf mit den An-/Ablegezeiten wird leider nur einmal kurz beim Buchungsprozess angezeigt. Diese Seite sollte man sich unbedingt speichern bzw. ausdrucken, denn die Zeiten stehen später nicht mehr auf dem Ticket und sind auch sonst gar nicht so leicht herauszufinden. Auf dem Schiff sind sie dann aber wenigstens an der Rezeption ausgehängt.

Anreise

Cádiz liegt ganz im Süden von Andalusien und ist per Überlandbus oder mit Media Distancia (MD) Zügen der spanischen Eisenbahngesellschaft Renfe von Sevilla aus erreichbar. Diese ist sehr zu loben, da selbst deren Mittelstreckenzüge flott, sauber, bequem, gut ausgestattet und günstig sind. Die direkt am Schalter gekaufte Fahrkarte von Málaga kostete beispielsweise gerade mal 36,- € inkl. Platzreservierung.

Der nächstgelegene Flughafen Jerez de la Fontera liegt direkt an der Bahnlinie Sevilla – Cádiz. Auch von Sevilla und von den touristischen Flughäfen Málaga an der Costa del Sol und Faro an der portugiesischen Algarve gibt es ganz ordentliche Verbindungen.

Eine praktische Website für die Recherche von Bus- und Bahnverbindungen nach Cádiz von der ganzen Iberischen Halbinsel ist übrigens www.rome2rio.com (wie die URL sagt, auch in anderen Teilen der Welt nützlich).

Einschiffung

Im Gegensatz zu der veritablen Odyssee durch den Hafen von Livorno bei meiner Reise nach Tanger vor drei Jahren ist der Check-in in Cádiz recht einfach zu finden, zumal man das weiß-rote Schiff schon vom Bahnhof aus sieht. Von dort läuft man allerdings schon nochmal eine Viertelstunde, so dass bei viel Gepäck ein Taxi angeraten ist.

Fähr“terminal“ im Hafen von Cádiz

Das „Terminal“ wirkt ziemlich behelfsmäßig. Eine kleine Wartehalle in der es nach nassem Hund und „Kanarenaussteigern“ riecht, die neben dem ewigen Leistungsdruck und dem schlechten Wetter wohl auch die übertriebenen deutschen Standards betreffs Wäschewechsel und Duschen hinter sich lassen wollten, ein nichtfunktionierender Kaffee- und ein funktionierender aber überteuerter Snackautomat komplettieren das Ganze. Das Personal ist durchgängig unfreundlich.

Wichtig: Obwohl ich nach Erhalt mehrerer, immer drängender klingender, E-Mails (auf Spanisch) eine Woche vor Abfahrt so was wie einen Online Check-in gemacht und dabei sowas wie einen „Boarding Pass“ generiert habe, bedeutet mir ein Angestellter, ich müsse bei ihm unbedingt nochmals einchecken. Wozu der Online Check-in also gut war, hat sich  mir nicht erschlossen.

Ungefähr zwei Stunden vor Abfahrt wird eine flughafenmäßige Kontrollstrecke geöffnet durch die man mit seinem gesamten Gepäck gehen muss. Dabei beobachte ich ein kleines Dramolett mit einem Mitreisenden als Darsteller – etwa Ende vierzig, Geheimratsecken, komplett in schwarz gekleidet mit langem, schwarzen Ledermantel (Inselpfarrer, Death-Metaller??), der mit zwei Koffern, Rucksack, zwei Taschen und einem Klapphocker reist und diese Objekte mit mehreren Koffergurten und Expandern über eine halbe Stunde lang mühsam zusammenbindet, nur um alles für den Durchlauf durch den Gepäckscanner wieder auseinanderbauen zu müssen.

Die ganze Kontrolle schien arg symbolisch und vielleicht auch eher in Richtung der Hippies und der Drogen gerichtet als auf Sicherheit bedacht, denn weder wurden Personalausweise geprüft noch die Gepäckstücke in den Autos untersucht. Auf den Häfen auf den Kanaren fehlten Sicherheitskontrollen dann teilweise ganz. Naja…

Nach dem Sicherheitscheck werden die Fußpassagiere mit ihrem Gepäck in einem Kleinbus direkt aufs Hauptdeck des Schiffes gefahren. Von dort sind es nur wenige Schritte zur Rezeption wo man seine Bordkarte gegen eine Kabinenkarte tauscht.

Das Schiff

Fähre Albayzin im Hafen von Santa Cruz de La Palma

Mit 185 M Länge, 25,6 M Breite und 6,6 M Tiefgang ist die Ro/Ro-Fähre M/V „Albayzin“ ein eher kleineres Exemplar, das maximal 172 Fahrzeuge und 949 Passagiere aufnehmen kann. Auch die 22 Knoten Höchstgeschwindigkeit sind eher gemächlich. Das Schiff fährt unter zypriotischer Flagge für Trasmediterranea, die zum Mischkonzern Acciona gehört

Über allem flattert die Fahne Zyperns im Wind

Neben dem Ausflaggen von Schiffen und dem Verkauf von Reisepässen an reiche Russen ist Zyperns Beitrag zur EU was nochmal genau??

Mit einer dynamischen weiß-roten  Lakierung versehen, kommt die Albayzin, übrigens nach Granadas ältestem Stadtbezirk benannt, von Weitem sportlich und einladend daher. Der gute Eindruck bestätigt sich auch in den öffentlichen Bereichen im Inneren des Schiffs, die allesamt frisch und sauber wirken.

Die Decks und Außenbereiche fallen dagegen leider ab, sind teilweise ungepflegt und werden während der Überfahrt auch nicht gesäubert.

Die „Wohnbereiche“ wie Schlafsessel und Kabinen sind zwar sauber aber altmodisch eingerichtet und abgewohnt. Dass das Schiff erst 2004 gebaut wurde, ist kaum zu glauben, zumal das Design der Kabinen auch damals schon ziemlich retro gewesen sein dürfte.

Innenkabine Fähre Albayzin

 

Vier Betten mit bequemen Matratzen, vier Spinde, Dusche/WC – fertig ist die Kajüte

Bevor die „Albayzin“ auf der Kanarenroute  für die Reederei Trasmediterranea fuhr, war sie als „Golfo degli Angeli“ und „Maria Grazia On.“ im Mittelmeer u. a. für Moby Lines unterwegs und scheint dabei ziemlich beansprucht worden zu sein. Eine Grundsanierung der Kabinen aber auch des Schlafsesselbereichs und der Außendecks wäre jedenfalls bald mal fällig.

 

Bordleben

Bordeinrichtungen

Natürlich sind solche Fähren keine Kreuzfahrtliner und können, und sollen, gar nicht mit dem Angebot z. B. der AIDA mithalten. Mit zwei Bars, einem Selbstbedienungs- und einem Bedienrestaurant sowie einem Kinderbereich und einem Duty-Free-Shop und diversen Sonnendecks ist dann auch das Angebot auf der Albyzin schnell umrissen. Des Abends versucht sich sogar ein DJ in der Bar auf Deck 6 an etwas Abendunterhaltung aber dieses Spaßpaket verhungert irgendwo zwischen Tanztee im Seniorenheim und buntem Abend in einem nordkoreanischen Ferienlager.

Sonnendeck mit aufwändiger Bepflanzung auf Deck 7
Die großzügigen Außenbereiche laden zu einer Partie Bierdosen-Shuffleboard ein
Die überdachte Terrasse auf Deck 6 wird schnell von Rauchern und Hundebesitzern okkupiert – beides bekanntlich Menschengruppen, die für ihre entspannte Rücksichtnahme gegenüber Mitreisenden allgemein geschätzt werden

Essen & Getränke

Während der Überfahrt sind Frühstück sowie ein dreigängiges Mittags- und Abendmenü im Selbstbedienungsrestaurant kostenlos. Das Essen ist durchaus OK: Das Frühstück landestypisch klein mit Müsli und Croissants, Saft und Kaffee, zu Mittag und am Abend ein Salat- oder Pastagang, gefolgt von einem Hauptgang aus Fisch oder Fleisch mit Soße bzw. einem vegetarischen Gericht. Danach Obst, Joghurt oder abgepackte Flans. Gutes Kantinenniveau – mehr darf man bei dem Preis aber auch nicht erwarten. Auch während der Liegezeiten in den Häfen werden diese kostenlosen Bordmahlzeiten serviert.

Schwer zu bekommen war an Bord Wasser, was es nur zu ziemlich hohen Preisen in 0,5 Literflaschen in den Bars gibt. Hier lohnt es sich einige große Flaschen Mineralwasser in den Koffer zu packen.

Finanzielles

Bezahlt wird alles direkt in Euro – bar oder mit ec-Karte. Bordkonten wie bei einer Kreuzfahrt gibt es nicht. Durch die inkludierte Vollpension und die relativ wenigen Zusatzangebote kommt man mit relativ wenig Geld aus. Ein Café solo (Espresso) kostet 1,65 €, der Café con Leche (Milchkaffee) 1,85 € und das „Herrengedeck“ mit Bier und Chips 3,50 €.
Trinkgelder wird man, ebenfalls anders als bei Kreuzfahrten, auch kaum los, außer dass man mal an der Bar etwas Kleingeld liegen lässt.

Publikum

Dominierende Gruppe an Bord waren auf dieser Tour deutsche Auswanderer, die nach ihrem Weihnachtsurlaub wieder zurück auf ihre Insel wollten. Außerdem deutsche Nebensaisonurlauber und große Gruppe ziemlich freakiger Italiener sowie einige Einheimische. Wer möchte, bekommt von den Ausgewanderten reichlich Urlaubstipps, auch wenn der mitgelieferte „Wer in Deutschland lebt, ist eigentlich selber schuld“-Unterton etwas nerven kann. Zumal das miefig-piefige Westdeutschland, aus dem diese Gruppe in den 1970er und 1980er Jahren mal ausgewandert ist, schon lange nicht mehr existiert. Und außerdem: „Jaja, die Preise ziehen jetzt langsam an!“ und „Man muss bei den Spaniern schon immer ein bißchen aufpassen!“.

Landausflüge

Wenn es der Fahrplan hergibt, kann man sich in den Hafenstädten durchaus für vier oder fünf Stunden die Beine vertreten und ein paar Einkäufe machen – für richtiggehende Landausflüge ist die Zeit aber zu kurz. Bei jedem Landgang sollte man sich an der Rezeption in eine Liste ein- und wieder austragen und jemand von der Crew fährt einen dann zum Hafenterminal.

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